Auf der Erde zu gehen, das ist das Wunder
Lin Chi
„Das, wovon wir reden, kann durch Suchen nicht gefunden werden, und doch finden es nur Sucher" (Sufi-Weisheit)
Vater, warum nur ist es so schwer, alle Bilder loszulassen? Weißt Du, manchmal glaube ich, dass diese unsere Welt das Fegefeuer ist. Im Fegefeuer unseres Lebens werden wir leergebrannt, ausgebrannt. Loslassen, alles loslassen, was ich bin, was mich geformt hat; um Platz zu schaffen - dass Du wirst. Jeden Raum, den ich geleert habe, füllst Du.
Muss ich sterben, um ganz Du zu werden? Mein Kopf versteht das alles nicht, aber mein Herz fühlt, - es ist so!
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Fegefeuer des Lebens -
Gott schuf den Menschen aus Tonerde und den Djinn aus dem sengenden Hauch des Windes (aus dem Islam)
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Einfalt - Vielfalt Von wem ist dieses Nadelöhr gewollt? |
Mutter, Vater, die Heiden haben die Sonne angebetet, - den Mond, die Sterne, das Feuer. Sie haben das Wasser mit Göttern beseelt, haben zur Mutter Erde gebetet. Im Wein haben sie sich mit Gott Bacchus berauscht. In den Hängen der Sirenen haben sie sich verloren. Mutter, Vater, dann kamen wir klugen Menschen und haben ihnen erklärt, dass es nur diesen einzigen wahren Gott gibt. Haben wir sie nicht arm gemacht?
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Mutter, der Frühling meines Lebens ließ mich die Welt mit Kinderaugen entdecken. Dann wurde ich geformt und in passende Schablonen gepresst. Dabei habe ich meine Kinderaugen verloren - und die Welt ihren Glanz. Mutter, in der Mitte meines Sommers hatte ich endlich die Kraft und den Mut, auf die Suche zu gehen, auf die Suche - nach Dir. Mutter, Du weißt um die weiten Wanderungen durch die tiefen Täler und über die vielen Berge... Mutter, der Herbst naht. Die Zwetschgen und Äpfel beginnen zu reifen. Ich laufe über die Stoppelfelder, schnüffel den Geruch des Kartoffelkrauts, stehe fassungslos vor der verschwenderischen Farbenpracht der herbstlichen Gärten. Mein Keller füllt sich mit gesammelten Äpfeln und Birnen. Frischer Apfelduft steigt durch mein Haus - und ich bin schon wieder unterwegs, zu laufen, zu schnuppern, zu schauen, zu ernten... Mutter, ich habe meine Kinderaugen wiedergefunden, Deine Welt, - meine Welt glänzt wieder. - Die bunte, satte, reife Pracht des Herbstes füllt mein Herz und
lässt mich in Ehrfurcht und Dankbarkeit erschauern.
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Höchste Zeit kommt von innen, Höchste Zeit ist, wenn die Kerne schön schwarz sind und das weiß am besten der Baum Reiner Kunze¹ ¹ Reiner Kunze ,APFEL FÜR M. R.-R. (auszugsweise). Aus: ders., auf eigene hoffnung. © 1981 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main |
Sonne und Erde zusammen geben das Wasser zum Leben Okute, Sioux
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Herbstzeit, Erntezeit. Mit vollem Rucksack geht es der Heimat entgegen. Randvoll gefüllt mit Gerüchen, Farben und Glück. Danke, Mutter, für die Erntefülle dieses Tages. Danke, Mutter, für das wahre Glück. Danke für die Sonnenblumen, die jetzt in meinem Herzen blühen.
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Vater, mehr und mehr spüre ich, dass mein Leben eine große „Hausaufgabe" ist, meine Diplomarbeit, die ich abgebe in der Stunde meines Todes, in der Stunde meiner Ankunft bei Dir. Du hast mir das Thema gegeben: „Werde Du" Danke!
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Stern der Ungeborenen
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Die innere Burg Der Brunnen, die Rose und die Dinge dazwischen
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Vater, warum nur schreie ich so laut nach Freiheit? Frei wie ein Vogel will ich fliegen, die Gitterstäbe meines Käfigs durchbrechen. Vater, vor lauter Schreien habe ich vergessen, still zu sein und zu lauschen, tiefer und tiefer in den Urgrund meines Seins. Vater, ich weiß, dort werde ich Deinem Atem begegnen, und dann werde ich frei sein, frei leben nach dem Urgesetz des Lebens. Frei wie der Wind, allüberall, alles bewegend, grenzenlos.
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Die innere Burg Der Brunnen, die Rose und die Dinge dazwischen Vater, wie lange bin ich in der Dämmerung umhergetappt. Unsicher und schwankend war mein Boden geworden. Die Gesetze meiner Eltern hatte ich verloren, die Gebote deiner Kirche erreichten meine Ohren nicht mehr. Vater, wo ist mein Gesetz? Vater, auf dem Weg durch das Labyrinth habe ich es gefunden. Meine Ordnung, mein Gesetz, deine Ordnung, dein Gesetz... Vater, ganz klar ist es, glasklar, durchsichtig und glänzend wie ein Diamant. Vater, unser Diamant funkelt und strahlt im Licht unserer Liebe. Vater, mit dieser Liebe werden wir sie auf den Kopf stellen, die Gesetze der Eltern, die Gebote der Kirche... Vater, wir werden sie anstecken, die Menschen, mit dem Virus der Liebe. Vater, wir werden sie anzünden, die ganze Welt in Brand setzen, verbrennen, verglühen, in den Flammen der Liebe.
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Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser
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