Auf der Erde zu gehen, das ist das Wunder
Lin Chi
„Das, wovon wir reden, kann durch Suchen nicht gefunden werden, und doch finden es nur Sucher" (Sufi-Weisheit)
Mutter, manchmal kann ich die Sprache der Menschen nicht verstehen. Dann fühle ich mich einsam, mutterseelenallein... Ich laufe hinaus in den Wald, umarme die Bäume, lasse den Wind meine Haare zausen, lausche dem Bach und dem Zwitschern der Vögel... Dann Mutter, kann ich Dich hören, fühle mich ruhig und geborgen, allein mit Dir, Danke.
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Frauenmantel Die Erde decket ihren Staub mit einem grünen Kleide
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Dein Alter sei wie deine Jugend
5. Mose 33,25
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Lieber Freund! Wenn ich keinem Menschen mehr begegnen kann, dann, Baum, bist Du mein bester Freund. Dann umarme ich Deinen rauhen Stamm, weine mich aus an Deinen Wunden und Narben, steige hoch in deine weite Krone, tauche ein in die Welt deiner Bewohner, lausche, bis auch ich wieder das Leben in mir spüre, Leben und Kraft, um ihnen wieder zu begegnen - den Menschen.
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Vater, warum nur bereitet mir das „Loslassen" immer wieder soviel Angst und Schmerz? Vater, wie oft habe ich schon erfahren, dass jedem Tod die Auferstehung folgt. Vater, immer wieder darf ich aus der Leere in die Fülle gehen. Vater, jedes „Loslassen" hat Raum geschaffen für Deine Liebe. Vater, mehr und mehr erstrahle ich aus dem Licht deiner Liebe. Und doch - Vater, jedes Mal, wenn ich wieder loslassen muss, habe ich Angst, Angst, mich endgültig zu verlieren. Wann endlich werde ich vertrauen? Wann endlich werde ich mich in Freude und Hoffnung ganz verlieren,
um mich in Dir wiederzufinden?
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Mehr und mehr erstrahle ich aus dem Licht deiner Liebe
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Ich möchte die Wüste grün machen
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Vater, warum sind wir Menschen so stolz, Menschen zu sein? Warum nur haben wir soviel Angst um unser Leben? Vater, Stein, Gras, Unkraut, Gestrüpp oder Baum, Vogel oder Wolke, Mutter Erde oder weites Meer... Vater, was auch immer, wie herrlich, zu „sein".
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Vater, welch göttliche Tage, in denen Du mein Dasein erhellst, in denen Du meine Seele, meinen Leib mit Liebe erfüllst, in denen ich meinen „Dornbusch" im Herzen brennen fühle. Vater, welch dunkle Tage, in denen ich nichts als Sinnlosigkeit, Verzweiflung und Zerrissenheit spüre. Vater, wann endlich werde ich aufgeben, „warum" zu fragen, wann endlich werde ich aufgeben, begreifen zu wollen, was mein Kopf nicht fassen kann.
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Wider den Unglauben
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Warten nicht er-warten
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Mutter, manchmal spüre ich soviel Unruhe in mir, Unrat, Sehnsucht, die mich quält und treibt. Mutter, warum kann ich nicht wie eine Blume wachsen, blühen, reifen, sein? Warum nur stellt sich mein Wille so oft dem Öffnen meiner Knospe entgegen? Mutter, wann werde ich lernen, zu sein? -
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Mutter, ich kann sie nicht mehr hören, die Worte: Gleichberechtigung, Kampf, Patriarchat, Matriarchat, Feministin, Emanze. Soviel Unrecht ist uns Frauen geschehen in der Geschichte der Zeit. Mit den Hexen wollten die Männer ihre Angst verbrennen, die eigenen Dämonen besiegen. Mutter, soviel Unrecht ist uns Frauen geschehen „im Namen des Vaters" und im Namen der Kirche, die uns auch heute noch den Mutterplatz in ihren Reihen verweigert.
Mutter, soviel Unrecht ist uns Frauen geschehen - und doch müssen wir uns heute die Hände zur Versöhnung reichen. Frau und Mann brauchen einander, und nur gemeinsam werden wir die Seele von Gottmutter und Gottvater in dieser Welt neu gebären können.
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Vater, manchmal brauche ich meine Traurigkeit und Einsamkeit um die Sehnsucht nach Dir wieder deutlicher zu fühlen, zu spüren, zu erleiden... Dann zieht es mich in stille kleine Kirchen. Vater, mitunter finde ich besondere Kirchen, Kirchen, die etwas verströmen, das ich nicht in Worte fassen kann. Vielleicht sind das Kirchen, die „eingebetet" sind, „eingebetet" mit der liebenden Sehnsucht Dich suchender Menschen, „eingebetet" in Jahrhunderten, „eingebetet" voller Vertrauen und Hoffnung. Vielleicht ist es die Energie dieser vielen Gebete, die da im Raum schwingt vereint mit Deiner Kraft - in stillen, kleinen Kirchen... Dieser Klang, dieser Duft gibt mir Kraft, meine Traurigkeit und Einsamkeit als Wegweiser zu sehen, meine Sehnsucht als Boot zu nutzen, auf dem Fluss des Lebens weiterzutreiben, der Mündung, - dem unendlichen Meer entgegen.
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Zum Thema:
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