Susan, die Klientin in dieser Sitzung, erlebt akute Angstzustände, wenn sich jemand verspätet.
Dieser Fall ist ein gutes Beispiel für etwas, was Sie häufiger antreffen werden, wenn Sie mit NLP-Parametern arbeiten, nämlich, dass die klinische Terminologie eher verschleiert, was wirklich vor sich geht. Ich habe im Veränderungsgewerbe nur eine schwache Korrelation zwischen der Fähigkeit gefunden, Nominalisierungen oder diagnostische Systematisierungen zu schaffen und Veränderung zu bewirken. Eher das Gegenteil ist der Fall: die Fähigkeit zu denominalisieren ist die Voraussetzung für Können.
In dem vorliegenden Fall erzeugt Susan ihre Angstzustände in ziemlich genau der gleichen Weise, in der Menschen allgemein Lampenfieber, Angst vor Gruppen zu reden, Angst vorm Fliegen, usw. erzeugen. Es handelt sich hier um Furcht, nicht um eine Phobie. Kliniker unterscheiden häufig nicht zwischen beiden, aber es handelt sich um zwei verschiedene Dinge.
Oft kommen Klienten zur Behandlung von Phobien, wie z.B. Flugphobie, die überhaupt keine Phobie vorm Fliegen haben. Es geht ihnen sogar gut, sobald sie im Flugzeug sitzen. Ihre Angstzustände gehen dem tatsächlichen Ereignis voraus. Es handelt sich hierbei um einen mentalen Vorgang, bei dem innere Zustände in einer Weise verändert und manipuliert werden, dass Furcht entsteht. Phobien dagegen verlaufen nach dem Reiz-Reaktionsmuster.
Beide sind leicht zu behandeln, sie müssen nur verschieden behandelt werden. Wenn es sich um eine Furcht handelt, verändert man einfach den Teil des Prozesses, der die Furcht erzeugt. Bei Lampenfieber z.B. finde ich sehr häufig, dass Klienten in ihren Köpfen Bilder von der Zuhörerschaft machen, die mich auch erschrecken würden, wenn ich sie machte. In diesem Fall lässt man sie einfach ein anderes Bild machen, z.B. von einer zufriedenen Zuhörerschaft. Es ist sinnvoller daran zu denken, was man vorhat, wenn man nach vorne kommt, und wie angenehm es sein kann, das Publikum glücklich zu machen, als sich vorzustellen, wie man von Monstern mit riesigen Köpfen und starrenden Blicken gelyncht wird.
Wenn es sich um eine Phobie handelt, verringert man zunächst die Intensität des Gefühls auf ein Maß, von dem aus man auf ein anderes und nützlicheres Gefühl überwechseln kann.
Weder Angstzustände noch Phobien sind Störungen, sie sind lediglich Demonstrationen dafür, wie einfach und nachhaltig Menschen lernen können.
Beachten Sie, wie sich Susans Einstellung innerhalb der dreißig, Minuten der Sitzung verändert Nachdem sie anfänglich glaubt, etwas sei mit ihr nicht in Ordnung, sieht sie etwas später ihre „Panikattacken" als eine Fertigkeit, die sie erlernt hat, und erkennt schließlich, nicht ohne Stolz, dass sie eine Expertin in dieser Fertigkeit ist und dass sie sie mir beibringen könnte.
Ihre Fähigkeit, diese Panikattacken hervorzurufen und zu verstehen, wie sie es in ihrem Kopf bewirkt, ist die gleiche Fähigkeit, die ihr - auf neue Weise eingesetzt - erlaubt, ihre Schwierigkeit zu überwinden.
Ich möchte den NLP-Anwendern unter den Lesern raten, ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass es sich hier nicht um eine Phobiebehandlung handelt Genaugenommen verrät Susans erste Antwort bereits, was sie braucht, um ihre Furcht zu überwinden:
Richard „Okay, Susan. Sagen Sie mir vielleicht zunächst einmal, was Sie genau möchten. Ich bin eben angekommen, habe ein Mikro umgehängt bekommen und weiß weiter gar nichts. Sie müssen mir also einen kleinen Hinweis geben.
Susan Okay. Mein Problem ist, dass ich manchmal eine solche Angst habe, dass ich wie gelähmt bin. Es ist so etwas wie ein Panik-Anfall. Ich würde gerne mehr Abstand haben..."
In Susans Fall ist die Entfernung der Bilder der kritische Parameter für eine dauerhafte Veränderung, die ihr Kontrolle über die Qualität ihres eigenen Lebens gibt.
Vorspann zum Videofilm
Bill Dies ist eine von mehreren Videoaufzeichnungen, die Dr. Richard Bandler zeigen, den Begründer und Mitentwickler des Neurolinguistischen Programmierens. Ich werde heute gemeinsam mit Michael Saggese, der hier neben mir sitzt, diese Bänder kommentieren. Michael, ich glaube wir können sagen, dass wir Glück hatten, Dr. Bandler für diese Serie zu gewinnen, und obwohl Dr. Bandler bereits auf einer Reihe von Videoaufzeichnungen zu sehen ist, so ist diese doch insofern einmalig, als sie nicht in einem Seminar unter den gewöhnlichen Bedingungen aufgenommen worden ist, sondern Studioqualität hat. Dieses Setting gibt uns mit Sicherheit einen anderen Einblick in die Arbeit mit Klienten.
Michael Ich möchte kurz darauf eingehen, Bill, dass es sich hier um ein Band mit Studioqualität handelt. Ich möchte vor allem hervorheben, welchen Wert wir auf die Aufnahmequalität gelegt haben, und dass dies mit die ersten Bänder sind, auf denen man ein Follow-up zu sehen bekommt. Im Anschluss an die Sitzung sieht man ein acht Monate später aufgenommenes Follow-up mit der Person, mit der Richard gearbeitet hat. Ich glaube, dass die Aufzeichnung dadurch noch einen zusätzlichen Wert bekommt.
Bill Mit Sicherheit. Ich glaube es zeigt den Zuschauern, dass es sich hier nicht um etwas Vorübergehendes handelt, sondern um etwas, das von Dauer ist.
Michael Ganz genau.
Bill Viele von denen, die dieses Band sehen werden, haben vielleicht noch nie vom Neurolinguistischen Programmieren - kein leichter Name - gehört. Wenn Sie jemandem in groben Zügen das NLP erklären sollten, was würden Sie ihm sagend
Michael Das ist eine gute Frage. Ich möchte vor allem die mir am wichtigsten erscheinenden Dinge im NLP hervorheben. NLP ist gewissermaßen eine Möglichkeit, das Verhalten anderer Personen zu modellieren. Es ist insofern einmalig, als es einen Ansatz bietet, um die Struktur subjektiver Erfahrung zu verstehen. Ich meine damit, dass unser Erleben sich aus visuellen, auditiven und kinästhetischen Erfahrungen zusammensetzt, und NLP ist das erste mir bekannte Modell, das auf die Beziehung zwischen neuronaler Verarbeitung von Information und ihrer Wirkung auf unser Handeln und Fühlen eingehen kann.
Bill Es betont also vor allem die innere Erfahrung anstatt bloß auf das äußere Verhalten einzugehen...
Michael Nun, die Betonung liegt darauf, wie unsere innere Erfahrung oder die Art und Weise, wie wir Information verarbeiten, unsere äußere Erfahrung und unsere Interaktionen mit anderen Menschen beeinflußt. Wenn Sie Richard in seiner Arbeit mit Susan beobachten, werden Sie sehen, wie er ihre innere Erfahrung, wenn Sie so wollen, ihre visuellen Vorstellungen exploriert. Wie sie sich selbst in den Situationen sieht, die diese unangenehmen Gefühle hervorrufen und wie sie diese Erfahrung visualisiert.
Bill Er arbeitet sehr viel mit ihren Visualisierungsmustern.
Michael Ja, das stimmt
Bill Und es ist etwas anderes als bloß zu fragen: „Siehst du irgendwas?" Er verändert bereits viele der Muster.
Michael Im NLP gibt es den Begriff „Submodalitäten". Dieses Wort bezeichnet die verschiedenen Möglichkeiten, unser Sehfeld oder unsere Bilder zu verändern. Wir können sie heller oder dunkler machen. Wir können ihre Größe verändern.
Bill Also ungefähr so, wie ein Fernsehgerät zu bedienen.
Michael Genau. Es ist wie eine Art Feinabstimmung. Sie können die Bildschärfe verändern, Sie können die Entfernung des Bildes verändern. Wie Sie gleich beobachten werden, wenn Dr. Bandler beginnt ihr Fragen zu stellen, um Informationen zu sammeln, verändern sich ihr Gefühl und ihre Erfahrung, wenn er dieses innere Bild verändert. NLP ist das einzige Modell, das ich kenne, das eine Technologie bietet, die es ermöglicht, die innere Erfahrung zu erforschen und das die Methoden zur Verfügung stellt, diese in so kurzer Zeit zu verändern.
Bill Vermutlich wäre es hilfreich für diejenigen, die das Video sehen, sich das Manual anzuschauen, weil das ausführlicher auf die Submodalitäten eingeht, so dass man beim Anschauen des Videos nicht nur weiß, wonach man suchen muss, sondern auch, wie man es finden kann.
Michael Genau.
Bill Das wäre sicher eine sinnvolle Vorbereitung für die Zuschauer. Es gibt bestimmt eine Reihe von Dingen in dem Manual, die man gut gebrauchen kann, wenn man sich das Video ansieht, aber gibt es sonst noch etwas, worauf Sie die Zuschauer hinweisen möchten, etwas, worauf sie besondere Aufmerksamkeit richten sollen?
Michael Ich möchte Ihnen raten, dass Sie vor allem genau zuhören und vor allem auf zwei Dinge achten, wenn Sie Dr. Bandler zusehen. Das sind zunächst Susans Zugangshinweise der Augen und ihr Verhalten, wenn sie versucht, die Informationen zu finden oder hervorzurufen, nach denen Dr. Bandler fragt. Doch achten Sie auch darauf, wie er systematisch Informationen von ihr herausarbeitet, um herauszufinden, was die unangenehme Erfahrung erzeugt - Richard selbst spricht häufig von dem Unterschied, der einen Unterschied macht -, und worin genau der Unterschied in dieser Situation besteht, durch den es Susan möglich wird, nicht in Angst zu geraten.
Bill Sobald er das herausgefunden hat, beginnt er das Muster zu verändern, also die Art und Weise, wie sie diese Reaktion erzeugt.
Michael Das ist richtig, und als er beginnt, das innere Erlebnismuster zu verändern, ändert sich in der Folge auch ihr äußeres Verhalten. Ich hoffe, dass das in dem Follow-up am Ende des Bandes deutlich werden wird.
Bill Sehen wir uns nun Dr. Richard Bandler bei seiner Arbeit mit Susan an.
|